
Elisabeth Oberndorfer: Coole Wirtschaftsnews für Frauen
Liebe Elisabeth, wie bist Du auf die Idee für den Newsletter „Smart Casual“ gekommen?
Ich trage schon seit Jahren die Idee herum, ein Wirtschaftsmedium für Frauen zu gründen. Der Anstoß für den Newsletter war der Börsencrash im Frühling 2020. So schlimm die Pandemie ist, so spannend finde ich, was in der Wirtschaft in einer solchen Situation passiert. Aber niemand in meinem Netzwerk hat darüber gesprochen. Deshalb habe ich die ursprüngliche Idee wieder aufgegriffen, Wirtschaftsberichterstattung so umzusetzen, dass auch Newbies oder eigentlich Nicht-Interessierte sich angesprochen fühlen. Und so entstand dann “Smart Casual”. Der Newsletter richtet sich nicht nur an Frauen, sondern an alle, die schnell über die wichtigsten Wirtschafts- und Tech-Themen informiert werden wollen und Zusammenhänge verstehen wollen. Meine Mission ist es, die Abonnent*innen auf dem Laufenden zu halten, damit sie im Berufs- und Privatleben smartere Entscheidungen treffen können.
Elisabeth Oberndorfer

Elisabeth Oberndorfer begann ihre journalistische Karriere als Redakteurin in der Innenpolitik bei der österreichischen Tageszeitung „Der Standard”. Nach einem Ausflug in die Agenturwelt verantwortete sie als stellvertretende Chefredakteurin die Online-Portale eines Fachverlags. Danach berichtete sie als freie Korrespondentin im Silicon Valley für Medien wie Wired über Wirtschaft und Technologie. Bei einem Medienprojekt von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz verantwortete sie als Chefin vom Dienst den Launch des Mediums und war als Head of Digital Products die Schnittstelle zwischen Redaktion und Technologie. Im Frühling 2020 startete sie den Smart Casual Newsletter, der dreimal pro Woche über Wirtschaft und Technologie informiert. Als Beraterin entwickelt sie neue Digitalformate und Geschäftsmodelle für Medien. Hier geht's zur Webseite von Elisabeth Oberndorfer.
Du wolltest also Dein Umfeld wachrütteln. Wie hast Du denn selbst den Lockdown und den Finanzcrash für Deine Finanzen genutzt?
Ich habe die Chance genutzt, bei sehr niedrigen Kursen in Unternehmen zu investieren, die mir sonst immer zu teuer waren. Und das sind in erster Linie Tech-Aktien, von denen ich wusste, dass sie sich rasch wieder erholen und langfristig stetig wachsen werden. Für mich war der Crash eine Gelegenheit, verpasste Chancen aufzuholen. Auch den Crash 2008 habe ich intensiv mitverfolgt, nur hatte ich damals nicht die finanziellen Mittel, um zu investieren. Oder zumindest dachte ich das. Man braucht ja kein großes Vermögen, um zu investieren.
Hast Du schon immer über eine finanzielle Bildung verfügt und Dein Geld investiert oder wie kam es dazu?
Ich bin in einem Umfeld aufgewachsen, wo es nie genug Geld gab und auch kaum über Geld gesprochen wurde. Als erste Akademikerin in meiner Familie wusste ich auch lange nicht, welche finanziellen Chancen ich im Berufsleben überhaupt habe, was sich auf das Gehaltsniveau in meinen ersten Jobs auswirkte. Meine finanzielle Bildung kam aus eigenem Interesse und später auch aus meinem beruflichen Werdegang als Wirtschaftsjournalistin. Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, wie wertvoll dieses Wissen sein kann, weshalb ich es jetzt auch weitergeben und das Interesse dafür fördern möchte.
Was meinst Du: Kann jede Frau traden und investieren lernen?
Prinzipiell ja, aber in der Sache ist es wie beim Sport: Warum sollte man sich zu etwas zwingen, was keinen Spaß macht. Also am besten eine Sportart suchen, die man wirklich gern mag. So kann man es auch beim Anlegen umsetzen. Ich befasse mich beruflich und privat sehr gern mit den Finanzmärkten, weshalb ich auch mal kurzfristige und riskantere Investments mache. Andere wollen sich damit überhaupt nicht beschäftigen und ihr Depot lieber von jemand anderen managen lassen. Man sollte wissen, womit man sich am wohlsten fühlt.
Wo siehst Du im Moment die meisten Hürden für Frauen, die ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen wollen?
In meinem Umfeld höre ich immer wieder: “Ich weiß, dass ich mich damit beschäftigen muss, aber es interessiert mich nicht“. Scheinbar gibt es also Hürden im Kopf. Als Medienmacherin sehe ich aber das Problem auch bei den Medien. Dort sind Frauen bei Wirtschaftsthemen kaum eine Zielgruppe. Und wenn, dann geht es spezifisch um das Frausein und nicht um allgemeine Inhalte. Es fühlt sich irgendwie so an, als wäre die Finanzwelt nicht für uns gemacht. Was natürlich Schwachsinn ist. Aber das ist vielleicht auch der Grund, warum manche Frauen sich nicht mit dem Thema beschäftigen wollen.
Viele Frauen (und Männer) denken: Die Börsen sind unberechenbar und mit großem Risiko verbunden. Siehst Du das auch so?
Natürlich gibt es großes Risiko, aber auch große Chancen. Zum einen sind die Börsen unberechenbar, zum anderen gibt es aber sowohl kurz- als auch langfristig immer wiederkehrende Muster. So unberechenbar ist das Ganze also nicht, wenn man sich näher damit befasst.
Du tradest und legst Dein Geld selbst an. Wie hat Dich das persönlich verändert?
Mir persönlich gibt es ein Gefühl der Unabhängigkeit und auch Selbstbewusstsein zu wissen, dass ich nicht nur für Geld arbeiten muss, sondern auch mein Geld arbeiten lassen kann. Das ist tatsächlich eine Frage des Mindsets.
Hat das Geld auch Auswirkungen auf Dein Berufsleben?
Ich habe berufliche und persönliche Ziele und um diese zu erreichen, brauche ich natürlich finanzielle Mittel. Zu wissen, wofür man arbeitet, anlegt oder Geld spart, finde ich sehr wichtig.
Was glaubst Du, wie würde sich die Welt verändern, wenn mehr Frauen wüssten, wie man tradet und investiert?
Geld ist Macht – klingt wie ein Klischee, aber ich glaube daran. Wenn mehr Frauen diese Chancen erkennen würden, könnten wir den Ungleichheiten in der Gesellschaft noch besser entgegenwirken.
Und zum Schluss, verrate uns noch Deine Buch-Empfehlungen, wenn man sein Money-Mindset und seine Money-Karriere verbessern möchte?
Als Arbeiterkind war für mich der Klassiker „Rich Dad Poor Dad“ von Robert Kiyosaki sehr augenöffnend, wenn es um das Mindset geht. Bei Finanzthemen finde ich Jessica Schwarzers Bücher angenehm unaufgeregt und sachlich.

Über die Autorin
Tina Molin
Arbeitet seit über 20 Jahren als Journalistin und hat sich schon mit vielen spannenden Themen beschäftigt. 1996 schrieb sie in Hamburg bereits über Techno, Tracks und DJs. Ab 2000 verfolgte sie für PRINZ das pulsierende Berliner Nachtleben. Später interviewte sie für BUNTE Prominente von Hugh Jackman bis Lady Gaga. Dann wurde sie Mutter – und plötzlich war die Lust weg. Daraus folgte der Blog Happy Vagina und das Interesse für weibliche Sexualität. Als Gründerin und Chefredakteurin von OW up! möchte sie Frauen inspirieren und motivieren, ihren eigenen Weg zu finden und zu gehen.